Gestolpert bin ich kürzlich über das hier und dort erwachte kreative Potenzial von Personal-Suchenden beim Thema Gendern.
Nahezu vorwitzig mutet die just auf Jobportalen gesehene Lösung in Stellensuchen an, Manager* oder Mitarbeiter* mit Gendersternchen, aber ohne weitere Suffixe und Buchstabenkürzel hinzuzufügen, mit der dem ganzen "Gendergedöns" wohl ein Schnippchen geschlagen werden soll. Besonders, wenn sich der Appell anschließt: "Seien Sie der erste Bewerber!". Nur mit dem Einsatz des Gendersternchens kommt man aus der Nummer aber leider nicht raus. Denn es kann zum Beispiel beim Vorlesen nicht von der männlichen Bezeichnung bzw. dem generischen Maskulinum unterschieden werden. Und mich dünkt, das ist wohl generell der Zweck des Ganzen — einfach die männliche Form damit stehenzulassen.
Mensch* statt KI gesucht?
Weitere originelle Lösung: Mensch hinter dem Jobtitel (Alle Menschen, Menschen, Mensch und Mensch*). Wobei ich mich frage, ob das mit dem "Menschen" bei dem aktuellen KI-Boom (GPT) nicht noch eine ganz andere Konnotation bekommt.
Bußgelder vermeiden
Im Gegensatz zu Österreich, wo die Nicht-Einhaltung der Gleichstellungsvorgaben mit Bußgeldern belegt wird, müssen Arbeitgeber/ -innen in Deutschland laut AGG nur sicherstellen, dass Stellenausschreibungen so formuliert sind, dass einzelne Geschlechter sich nicht diskriminiert fühlen. Das Problem entsteht hier für die Unternehmen nachgelagert, denn abgewiesene Bewerber/ -innen können bei unzureichenden Stellenausschreibungen Entschädigung einklagen.
Eine gute Übersicht über die Möglichkeiten gendergerechte Sprache ist zum Beispiel hier bei der Gesellschaft für deutsche Sprache zu finden. Inklusive des Gender-Gaps (der Unterstrich), der übrigens nicht zur Verwendung empfohlen wird.
w/m/d — wer wagt, gewinnt
Und Leute, bitte nicht falsch verstehen: Niemand leidet mehr unter den neuen Gegebenheiten, als Menschen, die schöne Texte kreieren wollen. (Wobei das Unterbringen suchmaschinenrelevanter Wörter diesbezüglich eine noch größere Herausforderung ist!) Aber ich bin überzeugt, dass sprachliche Veränderungen bewusstseinsbildend sein können. Und froh, dass sich einige Domänen des gesellschaftlichen Lebens seit einiger Zeit nicht mehr als unumstößliches männliches Bollwerk präsentieren, wie es für mich als "Boomerin" über mein ganzes Berufsleben war. Interessante weitere Aspekte zum Thema Sprache und Bewusstsein, etwa die gesetzte "Male first-Abfolge" wie Mann und Frau, Bruder und Schwester ... gibt es übrigens in diesem Artikel der bpb. Wagen Sie vielleicht in der nächsten Stellenausschreibung einmal ein tollkühnes w/m/d!