Über Faux Amis und schwer zu merkende Wörter in der Fremdsprache

Oblivious

Kennen Sie das? Da kann man noch so ein gutes Gefühl für Fremdsprachen haben, die Bedeutung mancher Wörter merkt man sich nur schwer. Wieder andere benutzt man einfach nicht, weil ihre Verwendung unnatürlich erscheint. Das kann daran liegen, dass es sich um sogenannte False Friends (auch Faux Amis genannt) handelt: Wortpaare aus verschiedenen Sprachen, die sich äußerlich stark ähneln, doch in ihren jeweiligen Sprachen eine unterschiedliche Bedeutung haben. Oder es sind ganz normale Begriffe, die einfach nicht flüssig in den eigenen Sprachgebrauch passen. So geht es mir gelegentlich mit einigen englischen Wörtern, die ich hier einmal unter die Lupe nehme.

Frisch gestreamt ist halb gewonnen

Seit dem Aufkommen von Streamingportalen wie Netflix nutze ich begeistert die Möglichkeit, Filme und Serien im Original zu schauen. Und finde, dass man ganz schön dabei lernt! Nicht nur ich alte Sprachfüchsin, sondern nachweislich ja sogar auch Schüler/ -innen, deren Englischkenntnisse in der letzten Pisa-Studie besser als zuvor bewertet wurden; zurückgeführt auf eben die multilinguale Nutzung von Streamingdiensten. Wahrlich ein großer Nutzen, denn wie neidisch schauten wir bereits vor Aufkommen des Internets auf das ausgezeichnete Englisch der Bewohner/ -innen unserer kleineren Nachbarländer, die schon viele Jahrzehnte lang von nicht vorhandener Synchronisierung von Filmen, beispielsweise ins Niederländische oder Dänische, profitierten. Auch eine aktuelle Studie des IFO-Instituts, die der SPIEGEL zusammenfasst, belegt das eindrucksvoll.

Oblivious – nicht forgetful

Oblivious ist jedenfalls ein Wort, das häufig in englischsprachigen Filmen auftaucht, und an dessen Bedeutung ich mich jedes Mal nicht erinnere. (Das wird sich mit Fertigstellung dieses Beitrags allerdings geändert haben.) Es bedeutet, tatsächlich: vergesslich!

Ich glaube, es ist so schwer zu merken, weil wir dafür doch schon das vetraut klingende forget bzw. forgetful in unserem deutschen Hirn abgespeichert haben. Tatsächlich aber gibt es einen Unterschied zu forgetful: Oblivious heißt zwar oft „vergesslich“, meint aber eigentlich eher „ahnungslos“ oder „nicht bei der Sache sein". Kein Wunder, dass ich es mir nie merke.

Oblivius ist der lateinische Wortursprung, auf den auch das französische oublieux zurückzuführen ist. Einst wurde es sogar auch im Deutschen benutzt: oblivös! Schick, oder?

Sollten musikinteressierte Leser/ -innen meiner Generation auf dieser Seite gelandet sein: Vielleicht kommt Ihnen auch gerade der (zumindest rückblickend) etwas nervtötende Sound des Songs Oblivious von Aztec Camera aus dem Jahr 1983 in den Sinn?

Alles Gurke oder was?

Cumbersome, schon mal gehört? Nicht? Vielleicht denken Sie spontan an den Schauspieler Cumberbatch? Gefühlt gehört dieses Wort für mich auch zu den Top 20 der am häufigsten genutzten Wörter in englischen Filmen. Dabei assoziiere ich leider zuerst immer eine Gurke. Das liegt an der englischen Übersetzung dieses Gemüses, Cucumber, die sich, ebenso wie die französische Entsprechung Cocombre, die sich tief in mein Hirn eingegraben hat. Warum sollte cumbersome also schwerfällig | unhandlich | mühsam bedeuten? Denn das tut es nämlich; der Begriff hat seine Wurzeln im altenglischen Wort cumbor, was Last oder Gewicht bedeutet. Puh!

Aufgedröselt

Noch so ein Wort, das sich mir nicht intuitiv erschließt: unravel. Meine grauen Zellen führen mich auf dem Glatteis zu Worten wie reveal, von der Bedeutung her gar nicht unähnlich, und ravissant, französisch für bezaubernd, oder gar zum Komponisten Ravel. Und doch wird dieser aus dem Mittelalter und der Webekunst stammende Begriff viel benutzt und steht für entwirren sowie im übertragenen Sinne enträtseln oder auflösen. Etwas, das verwickelt oder kompliziert ist, wird klarer macht oder vereinfacht. Aufdröseln ist die deutsche Übersetzung, die ich mir von nun an merke!

Eventually heißt nicht eventuell

Zu guter Letzt komme ich auf einen "False Friend" zu sprechen, der meinen Verstand immer wieder verwirrt: Eventually. Nein, die deutsche Entsprechung ist nicht in erster Linie eventuell! Ein für alle Mal, Susanne! Das englische eventually bedeutet schließlich oder letztendlich, während das deutsche eventuell für möglicherweise oder vielleicht steht.

Eventually, I’ll get rid of all this, I’m sure!

Haben Sie auch so ein Ding mit bestimmten fremdsprachlichen Wörtern? Schreiben Sie es mir doch mal!

Monatlich eine Trouvaille frisch ins Postfach – einfach per E-Mail bestellen.