Farbpsychologie Farben Texten

Hast du Töne?

French Pink oder lieber Kyoto Cherry? Preussisch oder Oxford Blau? Orient oder Venetian Red? Istanbul- oder Amazonasgrün? Champagnerfarben oder Sahara Beige?

Ich finde solcherlei Farbbeschreibungen ja total verheißungsvoll. French Pink — das kann doch nicht nur ein ordinäres Pink sein! Es wird französisch elegant daherkommen, ebenso wie ein Stoff in Champagnerton: dezent, warm, leicht Gold schimmernd und prickelnd, Freude und Luxus ausstrahlend, ganz im Gegensatz zum Rentner-Beige (was es so als Farbton natürlich nicht gibt). Venezianischrot lässt uns an die Kunst eines Tizian oder Tintorettos denken, Preußischblau, ein auch schöner, allerdings synthetisch erzeugter Farbton, an preußische Uniformen… und natürlich das Pelikan-Tintenfläschchen.

Shades of pink

Gut zu wissen: Während im Deutschen pink und rosa differenziert werden und unterschiedliche Farbräume bezeichnen, fällt im Englischen alles unter den Oberbegriff “Pink: Light pink, dark pink, baby pink, hot pink (Hellrosa, Dunkelrosa, Baby-Rosa, Knallrosa). “Rose” wird hingegen überwiegend in künstlerisch-poetischem Kontext verwendet, um einen zarten Blassrosa-Ton zu beschreiben.

Ungeachtet dessen gibt es allerdings Menschen, die ohnehin keinen Unterschied zwischen pink und rosa machen. Und zu meinem Leidwesen gehören auch zahlreiche (namhafte) Online-Shops dazu, die in ihrem Farb-Suchfilter nur einen der beiden Begriffe anbieten (meist rosa). Farbsensiblere Personen können hingegen sogar zwischen pink und magenta differenzieren (wäre die Telekom sonst die Telekom?), und wahre Expertinnen und Experten sehen die gedämpfte Sättigung und kühle Farbtemperatur im French Pink, was den Rosaton subtil und feminin macht, ohne zu klischeehaft zu sein.

Rosa als traditionell weibliche Farbe zu betrachten, ist übrigens ein relativ neuer Trend. Rot (und Rosa als Abwandlung) wurde früher mit Stärke und Mut assoziiert und lange als typische Jungenfarbe betrachtet. Im Gegensatz dazu wurde Blau mit dem Himmel und dem Umhang der Jungfrau Maria in Verbindung gebracht, galt als rein und zart und war daher eine typische Mädchen-Farbe. Erst in den 1950er Jahren wurde Pink/Rosa als weibliche Farbe vermarktet — und das Business mit dieser stereotypen Zuordnung ist heute erfolgreicher denn je.

Starke Bilder I

Wer sich einen neuen Lippenstiftton zulegen will, wird nach Durchsicht der umfangreichen Paletten und Farbbezeichnungen führender Hersteller seinen (englischen) Wortschatz gehörig aufgestockt haben — und eventuell etwas wuschig im Kopf sein. Denn die Kosmetikbranche ist bekannt für besonders kreative Farbbezeichnungen, die nicht nur Emotionen und Assoziationen wecken, sondern auch den Zeitgeist einfangen. Hier einige Highlights mit Kultstatus:

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Orgasm der Firma NARS: Der ikonische Pfirsich-Rosé-Ton mit goldenem Schimmer wurde 1999 als Puder eingeführt und ist bis heute ein Bestseller, auch bei Lippenstift, Lidschatten und Co.

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Black Honey von Clinique: Dieser halbtransparente Lippenstiftton in dunklem Brombeer, passt sich chamäleonartig allen Hauttönen an und ist seit den 1970ern ein Klassiker, heute auch dank eines Revivals auf Tiktok.

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On Mute von Essie: “Peace out and find a quiet moment in this hushed charcoal gray nail polish”. So der Claim unter dem Nagellack, 2021 zu Coronazeiten auf den Markt gekommen: Ich bin mal kurz raus aus dem Video-Call, on mute!

Einst populär, heute ein Schattendasein

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Kommen wir, nach all der Farbenfreude, zum Sahara Beige. Dies zierte vor allem gerne Autos, das Vorläufer-Beige in den 60ern und 70ern viele VW-Käfer, den Ford-Mustang und ältere Mercedes-Modelle; wer hat diese Wagen nicht sofort vor Augen! Auch wurde Beige 1962 die Standardfarbe für Taxis in Deutschland. Zeitlos, praktisch (Staub, Kratzer etc. weitestgehend unsichtbar) ist es und mit dem Zusatz Sahara weht ein Hauch Exotik und Wüstensand darüber. Heute ist übrigens weltweit weiß die beliebteste Autofarbe (34% im Vergleich zu 1% beige, siehe Global Report)! Die Mode feierte jedoch gerade noch ein Beige-Comeback, und zwar im “Clean Girl Look”.

Farbvielfalt aus Natur und Labor

Farben wurden ursprünglich aus natürlichen Quellen wie Mineralien, Pflanzen und Insekten gewonnen – man denke an Ocker, Indigo oder das Rot der Cochenille-Laus, die Karminsäure liefert. Rote Farbe aus Eisenoxidpigmenten wurde übrigens schon in der Antike genutzt und später in der Renaissance (Venetianischrot) und Barockzeit wegen ihrer warmen, erdigen Qualität geschätzt. Mit der Entdeckung neuer Handelsrouten gelangten zunehmend exotische Farbtöne, zum Beispiel das Ultramarin aus Lapislazuli, nach Europa. Einen weiteren Wendepunkt markierte das 18. Jahrhundert, als mit Preußischblau der erste synthetische Pigmentfarbstoff entdeckt sowie der organische Farbstoff Mauve aus Kohlenstoffverbindungen synthetisiert wurde.

Synthetische Farben machten Farbstoffe erstmals erschwinglich und massenproduzierbar, was einerseits Industrien wie Textilien, Druck und Kosmetik ankurbelte und andererseits den künstlerischen Ausdruck und die Kreativwirtschaft beflügelte.

Starke Bilder II

Storytelling Farben

Wem das alles noch zu eintönig ist: Die Geschichte hält reizende Anekdoten in Sachen Farbbezeichnungen für uns bereit. So gab es zu Zeiten Marie Antoinettes den modischen Braunton Caca Dauphin, der auf die Farbe der Ausscheidungen des Kronprinzen verwies (wir freuen uns daher, dass die sanftbraune Farbe des Jahres 2025 so lecker Mocha Mousse heißt). Auch das Pipi de Vache (Kuh) soll nicht unerwähnt bleiben — ein intensiver Gelbton, der heute, Gott sei Dank, Indischgelb genannt wird. Mehr davon auch in diesem radioeins-Beitrag.

Farbenfrohe Wörter gesucht?

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