Brand I — Tiere
Charles, seinerzeit noch Prince of Wales, hat es getan und nun auch Schauspieler Idris Elba: in Ruanda auf einer von der Regierung (RDB) organisierten jährlichen Veranstaltung ein Gorillababy (auf den Namen 'Narame') getauft. Gemäß dem Rwanda Development Board war der Gorillatourismus 2022 das leistungsstärkste Segment im Land. Wer sich die hübsche Bildergalerie der Primaten-Neuzugänge anschauen möchte, kann das hier tun. Für einen Besuch vor Ort sollten dann allerdings rund $ 1.500 für die Trekkingtour eingeplant werden.
Ganz unabhängig davon hatte zuvor der Tiergarten Schönbrunn in Wien verkündet, auf die Namensgebung von Tieren als Marketinginstrument künftig verzichten zu wollen. Statt der Zurschaustellung einzelner Publikumslieblinge soll der Schutz ganzer Populationen in den Mittelpunkt rücken. Nach großer öffentlicher Erregung wurde nun zum Teil wieder davon Abstand genommen. Das Verhältnis Mensch-Tier war noch nie so widersprüchlich wie heute: Auf der einen Seite stehen Vermenschlichung und Kommerzialisierung, auf der anderen Massentierhaltung und weitere Formen der Ausbeutung von Tieren.
Brand II — Indien
Eine Marken-Debatte ganz anderer Natur wurde gerade in Indien anlässlich des G20-Gipfels eröffnet, wo Indiens Präsidentin die Bankett-Einladung mit 'President of Bharat' unterzeichnete und nicht, wie üblich, mit 'President of India'. Sollte Indien in Zukunft womöglich Bharat heißen? Das könnte im Interesse von Premier Modi liegen. Ihm und seiner Partei BJP, Bharatiya Janata Party, wird schon länger vorgehalten, das säkulare Indien in einen ethnischen Hindu-Staat verwandeln zu wollen. Für die englischsprachigen, weltlichen Eliten steht die bisherige friedliche Koexistenz beider Namen für die Idee der Vielfalt der Nation. Herr Tharoor von der Opposition resümiert auf X, dass verfassungsrechtlich nichts dagegen spräche, Indien 'Bharat' zu nennen, da dies einer der beiden offiziellen Namen des Landes sei, er hoffe aber, dass die Regierung nicht so töricht sein werde, "to completely dispens with India, which has incalculable brand value built up over centuries".
Brand III — Immobilienprojekte
Heutzutage wird ja alles gebranded, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist. So auch Immobilienprojekte. In einem Feed wurde mir gerade von einem Projektentwickler die 'lieblingsmitte' in Duisburg Huckingen als Wohnraum angepriesen. Da ja eigentlich Duisburg Mitte der zentrale (und attraktive) Stadtbezirk ist, habe ich doch mal nachgeschaut, was es mit dieser Wortschöpfung auf sich hat und, aha!, da wurde die Mitte einfach in den Süden verlegt und ein neuer geografischer Bezugsrahmen geschaffen (ohne ein Wort über die Stadt, dessen Bürger man dann wird): Der "schöne [Düsseldorfer] Stadtteil Kaiserswerth" mit seiner ausgezeichneten Infrastruktur und seinen beiden renommierten Gymnasien seien nur 7 km und die Düsseldorfer City nur 30 Autominuten entfernt. Einen, nun, wenig markanten Stadtteil im Duisburger Süden auf diese Weise (und zu Düsseldorfer Immobilienpreisen) zu vermarkten — mal schauen, ob das Naming hilft!
PS: Bilder im Beitrag KI-generiert