Schall & Rauch

Es soll hier einmal nicht die Rede von Markenbildung, sondern von Bildung sein. Genauer gesagt, vom Bildungsauftrag des ÖRR.

Ich vermute, mit seinen vermehrt im Ausland spielenden Filmproduktionen soll Weltläufigkeit vermittelt werden, die im Detail ihrem Anspruch jedoch häufig nicht gerecht wird. Das kann ein unrealistischer Umgang mit der Ortssprache (bloß keine/nicht zu viele Untertitel), eine nachlässige geografische Sorgfalt (in zwei Stunden von Lubumbashi nach Kapstadt) oder eine ignorante Rollenbesetzung (ein frankophoner Senegalese spielt einen englischsprachigen Nigerianer) sein. Und im Vordergrund oftmals eine vor Klischees strotzende Story. 

La Grande-Motte

Bei einem kürzlich ausgestrahlten Spielfilm mit einer deutschen Diplomatin in Rom in der Hauptrolle bin ich jedoch über zwei "Kleinigkeiten" gestolpert, genauer gesagt, ein 'c' und ein 'e'

In ihrer Rolle muss sich die Schauspielerin in der italienischen Hauptstadt mit den — wer hätte das geahnt — Verstrickungen aus Politik, Kirche und Mafia herumschlagen. Dabei trifft sie auf die von einer deutschen Kollegin gespielte römische Chefermittlerin namens: Ricarda Motte

Hm. Wer kennt sie nicht, die vielen italienischen Familien mit dem Namen Motte! Nein, in der Tat sind sie in Italien nur 3 mal zu finden, mit 27.666 ist hingegen der Familienname Motta hier sehr häufig anzutreffen (siehe Namensportal). Vielleicht sollte es ein französisch konnotierter Name sein? In Frankreich ist Motte als Nachname immerhin 6.233 mal zu finden (und sogar ein Mal im Ortsnamen 😉, siehe die Überschrift dieses Absatzes). Oder hat sich hier einfach jemand im Drehbuch vertippt? Von allem mal abgesehen: Die Motte weckt im Deutschen auch einfach keine schönen Assoziationen!

Irgendwie authentisch

Die Frage stellte sich mir auch beim Vornamen Ricarda. Wurde das zweite 'c' vergessen? Denn Riccarda ist die übliche italienische Schreibweise, Ricarda die eingedeutschte Version. Wollte man dem deutschen Publikum ein zweites 'c' nicht zumuten? 

Nun, jenseits aller Spekulationen finde ich, dass ein bißchen mehr Sorgfalt in der Onomastik ein guter und einfach umzusetzender Anfang für mehr Weltgewandtheit wäre. 

Bis dahin gilt: Hauptsache, es klingt irgendwie authentisch oder, wie schon Goethes Faust sagte: "Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch"!