Sinn und Unsinn von Listicles

Listicles

Die 10 schönsten Orte auf der Welt, die Sie gesehen haben müssen, 7 Zeichen, woran du erkennst, dass deine Katze gerade auf Zeitreise ist und, ganz aktuell (mit mir unerklärbaren Anführungszeichen um das erste Wort) aus einem Boulevardmagazin: "'Echte' Mamas klären auf: 9 Wahrheiten über das erste Jahr mit Baby'" — diese Art Content-Werbung kennen Sie bestimmt aus Ihren Feeds. Das Ganze nennt sich "Listicles", ein Kofferwort aus list und article. Sie zielen in erster Linie darauf ab, Traffic zu generieren. Die so überschaubar aufbereiteten Beiträge sind einfach gestrickt und sollen es den Leser / -innen ermöglichen, sie schnell nach relevanten Inhalten durchzuscannen.

Ambivalente Realität

Die Realität vieler Content-Schaffender ist ambivalent, wenn es um die digitale Vermarktung (seriöser) Produkte und Dienstleistungen geht, was ja nicht mehr ohne den Blick auf die Suchmaschine und den Traffic funktioniert. Originalität, Individualität und Relevanz für die Zielgruppe kennzeichnen hochwertige Artikel, und komplexe Themen lassen sich kaum in einer Liste unterbringen. Und schließlich sucht die interessierte Leserschaft ja auch vertiefende, strukturierte Informationen zu einem Thema anstatt eine Liste marktschreierischer Bullet Points.

Content-Schmieden

Gegen die Kreativität professionell Schreibender arbeiten sogenannte Content-Farmen, die, u.a. mit der Erstellung von Listicles, in erster Linie darauf ausgerichtet sind, große Mengen von Inhalten meist minderer Qualität zu produzieren. Getrieben von der Jagd nach Klicks, mehr Werbeeinnahmen und höherem Ranking. Diese bedeutungslosen Inhalte werden häufig durch Algorithmen generiert oder von Freelancern (gewissermaßen dem globalen digitalen Prekariat) zu Dumpingpreisen erstellt.

Einen unterhaltsamen Einblick in dieses Thema gibt der Autor Elias Hirschl, Jahrgang 94, mit seinem kürzlich veröffentlichtem Roman "Content". Auf 224 Seiten implodiert darin die spätkapitalistische digitale Welt und die Erde im wahrsten Sinne gleich noch dazu: Die Handlung ist im Ruhrgebiet verortet, wo mit dem Ende des Kohlezeitalters auch der Boden nach und nach absackt. Die Protagonistin arbeitet in einer Content-Farm namens "Smile Smile", wo jede Menge sinnlose Listicles erstellt und alte Nokia-Handys für Likes zerschreddert werden. Was als harmlose Satire beginnt, entwickelt sich zur umfassenden Dystopie, als die KI-Software vollends die Kontrolle über die Content-Produktion übernimmt.

Mein Tribut an die Liste

1 guter Grund, warum Sie mit mir zusammenarbeiten sollten: Sie bekommen Inhalte mit Mehrwert und ohne Bullshit, mit sinnhafter Struktur und gegebenenfalls auch einer Auflistung. So, und jetzt mache ich mich mal an meine Einkaufsliste!